Samstag, 10. Dezember 2011

Bewegung

"Es ist schwer, ältere Menschen zu bewegen sich zu bewegen". Diesen Hilferuf hört man häufig von Angehörigen in der häuslichen Pflege, auch von Ärzten und Therapeuten. Woran liegt es, dass sich gerade ältere Patienten kaum zur Teilnahme an notwendigen Übungen zum Erhalt ihrer Beweglichkeit motivieren lassen. Gelingt es, sie einer Therapiegruppe zuzuführen, vielleicht verbunden mit Spiel, Musik und Gesang, weichen Müdigkeit, Schmerzen und Unlust sich zu bewegen oft der Freude an der Bewegung.
Schon lange vermutet man, dass mentale Prozesse die an sich noch vorhanden Fähigkeiten von Muskulatur und Gelenken hemmen können.  
Im Physiologischen Institut der Universität Zürich und in der ETH Zürich erforscht man seit einigen Jahren das Phänomen, dass das Ausmaß der willkürlichen Aktivierung der Muskulatur und ihre Adaptationsfähigkeit an  körperliche Belastung von Motivation und Willen sowie Trainingszustand und Leistungsfähigkeit abhängt.

Gerade die periphere wie zentrale Ermüdung schränkt besonders die Leistungsfähigkeit der Muskeln ein. Es gelang zum einen der Nachweis, dass bei einer anstrengenden körperlichen Belastung (60% der maximalen Sauerstoffaufnahme) auf dem Fahrradergometer Nervenimpulse aus den Muskeln das primäre motorische Areal im Gehirn hemmen. Kurz vor dem Abbruch einer kraftraubenden Belastung war ein Aktivitätsanstieg in bestimmten Gehirnarealen zu verzeichnen, dem Thalamus und dem insulären Kortex. Es handelt sich um Bereiche, die dem Organismus verschiedenartige Bedrohungen (z.B. Schmerz oder Hunger) mitteilen.

Zum anderen war festzustellen, dass die mittleren und vorderen Abschnitte des insulären Kortex und das primäre motorische Areal bei gesunden Probanden durch Kommunikation untereinander motorische Fähigkeiten regulieren. Diese Beobachtungen sind wegweisend, um erkrankungsbedingte muskuläre Ermüdungszustände erkennen, verstehen und behandeln zu können. Sie werden vermutlich auch die Trainingsformen beeinflussen, die  gesunde Menschen in die Lage versetzen, sich auf Ausdauerleistungen ( z.B. Triathlon, Marathon, Radfahren) einzustellen.



Quellen:

Hilty L, Langer N, Pascual-Marqui R, Boutellier U, Lutz K. Fatigue-induced increase in intracortical communication between mid/anterior insular and motor cortex during cycling exercise. Eur J Neurosci 2011, Nov 20.  doi: 10.1111/j.1460-9568.2011.07909.x.



Hilty L, Lutz K, Maurer K, Rodenkirch T, Spengler CM, Boutellier U, Jäncke L, Amann M.

Spinal opioid receptor-sensitive muscle afferents contribute to the fatigue-induced increase in intracortical inhibition in healthy humans. Exp Physiol 2011; 96(5): 505 -517



Bonacci J, Chapman A, Blanch P, Vicenzino B. Neuromuscular adaptations to training, injury and passive interventions: implications for running economy. Sports Med 2009; 39(11): 903 -921

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