Über die intranasale Route können
Substanzen auf intra- und extraneuronalen Wegen die Blut-Hirnschranke umgehen
und direkt auf Gehirnzellen einwirken. Der Vorschlag, dafür Wachstumsfaktoren
und Hormone zu nutzen, um neuro-degenerative Erkrankungen zu behandeln, stammt
aus dem Jahre 1998 (Craft et al.), ebenso der Hinweis auf die Assoziation der
Demenz vom Alzheimer Typ mit einer Insulinresistenz. Später kamen die Befunde
einer reduzierten Expression von Insulin und Insulin-Rezeptor Genen sowie
reduzierter Insulinkonzentrationen im Liquor bei Patienten mit dementiellem
Syndrom hinzu.
Born et al. gelang dann 2002 der klinische Nachweis, dass
intranasal appliziertes Insulin schon nach 10min ohne nennenswerten
Substanzverlust die zerebrospinale Flüssigkeit erreicht.
Darauf aufbauend, haben Craft et
al. eine kürzlich veröffentlichte randomisierte, doppelblinde und
Plazebo-kontrollierte Pilot-Studie bei Patienten mit Alzheimer Demenez (AD) und
amnestischer milder kognitiver Beeinträchtigung (mMCI) durchgeführt. Die
täglichen intranasalen
Insulindosen in den beiden Behandlungs-gruppen betrugen 20 IU und 40 IU über
einen Zeitraum von vier Monaten. Kognition und Funktionsfähigkeit wurden
mittels Standardverfahren getestet (z.B. ADAS-cog, ADCS-ADL). Eine Untergruppe
unterzog sich vor und nach der Behandlung einer Lumbalpunktion, eine andere
einer Positron-Emissions-Tomographie (PET) mit Fluordesoxyglucose F 18.
In beiden Behandlungsgruppen
stabilisierten sich die kognitiven und allgemeinen funktionellen Fähigkeiten. Es
kam zu keinen relevanten unerwünschten Arzneimittelwir-kungen.
Die Befunde
haben Schiöth et al. (2012) zu einer Experten-Evaluation veranlasst. Sie weisen
darin auf einige kritische Punkte der Pilot-Studie hin:
-
kleine Gruppengröße
-
Suche nach der optimalen Insulindosis
- keine
Effekte bei Trägern der APOE ε4 Allele
Davon abgesehen, sehen sie in der
Studie gewichtige Ansatzpunkte, der Frage der intranasalen Insulintherapie bei
dementiellen Erkrankungen weiter nachzugehen.
Quellen:
Benedict C, Hallschmid M, Hatke A et al. Intranasal insulin
improves memory in humans. Psychoneuroendocrinology 2004; 29(10): 1326 -1334
Born J, Lange T, Kern W, McGregor GP, Bickel U, Fehm HL.
Sniffing neuropeptides: a transnasal approach to the human brain. Nat Neurosci
2002; 5: 514 - 516
Craft S, Peskind E, Schwartz MW, Schellenberg GD, Raskind M,
Porte D Jr. Cerebrospinal fluid and plasma insulin levels in Alzheimer's
disease: relationship to severity of dementia and apolipoprotein E genotype.
Neurology 1998; 50(1): 164 - 168
Craft S, Baker LD, Montine TJ, Minoshima S, Watson GS,
Claxton A, Arbuckle M, Callaghan M, Tsai E, Plymate SR, Green PS, Leverenz J,
Cross D, Gerton B. Intranasal insulin therapy for Alzheimer disease and amnestic
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Reger MA, Watson GS, Frey II WH, Baker LD, Cholerton B,
Keeling ML, Belongia DA, Fishel MA, Plymate SR, Schellenberg GD, Cherrier MM,
Craft S. Effects of intranasal insulin on cognition in memory-impaired older
adults: Modulation by APOE genotype. Neurobiol Aging 2006; 27(3): 451- 458
Schiöth HB, Frey WH,
Brooks SJ, Benedict C. Insulin to Treat Alzheimer's Disease.
Just Follow Your Nose? Expert Rev Clin Pharmacol 2012; 5(1):
17 - 20